Das Haslibacherlied

Title

Das Haslibacherlied

Subtitle

Ein schön geistlich Lied von dem Hasslibacher, wie er vom Leben zum Tod ist gerichtet worden.
Seines Glaubens wegen hingerichtet in Bern am 20. Oktober 1571

Synopsis

In 1571, Anabaptist Hans Haslibacher was martyred in Bern, Switzerland. Born in Sumiswald c. 1500, Haslibacher joined the oft-suppressed movement in 1532 and quickly established himself as one of the most energetic proselytizers in the Emmental in Bern canton. As an influential baptist teacher, he participated in the Bern Baptist Disputation in March 1538 and was finally beheaded on October 20, 1571 in Bern in 1571 following repeated arrests and expulsions.
The song “Das Haslibacherlied” alleges that Haslibacher prophesied that his death would be marked with three signs:

His head when struck off would spring into a hat and laugh aloud;
The sun would turn blood-red;
The town fountain would spew blood.

According to the song, all three prophesies came to pass … and the hangman too was heard to say: / ‘Tis guiltless blood I’ve shed today.”
Hans Haslibacher was the last Anabaptist put to death for his faith in Bern.

Image notice


Illustration zum Haslibacher-Lied von Rudolf Münger in der Liedersammlung Im Röseligarte von Otto von Greyerz, 3. Bändchen, Seite 28.




Full size images of all ballad sheets available at the bottom of this page.

Transcription

1.Was wend wir aber heben an,
Zu singen von ein'm altem Mann,
Der war von Hasslibach,
Hasslibacher ward er genannt,
Aus der Kilchöri Simmiswald.

2.
Da das der lieb Gott zu thät lan
Dass er wurd hart geklaget an,
Wohl um den Glauben sein,
Da hat man ihn gefangen hart,
Führt ihn gen Bern wohl in die Stadt.

3.
Und da er nun gefangen ward,
Gepeinigt und gemartet hart,
Wohl um sein Glauben schon,
Jedoch war er geständig g'sehn,
In seiner Marter, Angst und Pein.

4.
An ein'm Freytag, thut mich verstahn,
Thäten die G'lehrten zu ihm gahn ,
Wohl in die G'fangenschaft,
Fingen zu disputieren an,
Er soll von sein'm Glauben abstahn.

5.
Der Hasslibacher auf der Stätt
Sie überdisputieret hätt,
Da sprach er bald zu ihn'n,
Von mein'm Glaub'n thu ich nicht abstan,
Eh will ich Leib und leben lahn.

6.
Und da es nun am Samstag war,
Die G'lehrten gingen aber dar,
Redten ihm heftig zu,
Du musst von deinem Glauben stahn,
Oder man wird dein Haupt abschlan.

7.
Gar bald er ihn'n zur Antwort gab,
Ich steh nicht von mein'm Glauben ab,
Ich halt ihn festiglich,
Dann mein Glaub ist vor Gott so gut,
Er wird mich han in Schirm und Hut.

8.
Und wie es war am Samstag Nacht,
Ein Engel Gottes kam mit Macht,
Zum Hasslibacher hin,
Sprach, Gott hat mich zu dir gesendt,
Zu trösten dich vor deinem End.

9.
Weiters thu ich dir zeigen an,
Von deinem Glauben thu nicht stahn,
Darauf bleib steif und vest,
Dein Glaub der ist vor Gott so gut,
Er hält dein Seel in guter Hut.

10.
Ob man dir schon wird dräuen hart,
Man woll ich richten mit dem Schwerdt,
Erschrick du nicht darob,
Ich will an deiner Seiten stahn,
Kein Schmerzen wirst dadurch empfahn.

11.
Und da es an dem Montag war,
Die G'lehrten kamen nochmal dar,
Zum Hasslibacher hin,
Fingen mit ihm zu reden an,
Er soll von seinem Glauben stahn.

12.
Wo nicht, sagten sie ohne Spott,
Morgen musst du leiden den Tod.
Der Hasslibacher sprach:
Eh ich von meinem Glauben stahn,
Eh lass ich mir mein haupt abschlan.

13.
Hört wie es am Montag zu Nacht,
Der Hasslibacher hart entschlaft,
Bis um die Mitternacht,
Da traumet ihm es sehe Tag,
Man wolle ihm sein Haupt abschlagn.

14.
Der Hasslibacher wacht darob,
Da war es beh ihm heiter Tag,
Ein Büchlein lag vor ihm,
Ein Engel Gottes zu ihm sagt:
Lies du was in dem Büchlein staht.

15.
Da er das Büchlein lesen thät,
Fand er dass es darinnen steht,
Man werd sein Haupt abschlan,
Drei Zeichen werd Gott sehen lahn,
Dass man ihme unrecht gethan.

16.
Un da ers ausgelesen hat,
Da wurd es wieder finster Nacht,
Gar bald er wiedr entschlief
Und schlaft bis an den heitern Tag,
Dass man zu ihm ins G'fängnis kam.

17.
Da wünscht man ihm ein guten Tag,
Gar bald er ihn'n gedanket hat,
Darnach sagt man zu ihm,
Da göttlich Wort er hören soll.
Sonst müsst er ess'n das Henkermahl.

18.
Von mein'm Glaub thu ich nicht abstahn,
Das Göttlich Wort ich selber kann,
Mein Sach befehl ich Gott,
Es ist mein'm Herz ein ringe Buss,
Wann ich unschuldig sterben muss.

19.
Ins Wirtshaus führt man ihn führwahr,
Man stellt ihm Ess'n und trinken dar,
Den Henker neben ihm
Dass er soll in ein Grausen komm'n,
Und noch vom Glauben gar abstohn.

20.
Der Täufer sprach zum Henker gut,
Nun esst und trinkt, send wohl zu Muth,
Ihr werdet heutigs Tags
Hinrichten mein unschuldig Blut,
Ist aber meiner Seelen gut.

21.
Er sprach auch, Gott wird sehen lan,
Drei Zeichen , das thut wohl verstahn,
Die wird man sehen bald,
Wann ihr schlaget ab mein Haupt,
Springts in mein Hut und lachet laut.

22.
Das ander Zeichen wird geschehn,
Das wird man an der Sonnen sehn,
Aufs dritt habt fleissig Acht,
Die Sonn wird werd'n wie rothes Blut,
Der Stadel-Brunn auch schwitzen Blut.

23.
Der Richter zu den Herren sagt,
Auf die drei Zeichen habet Acht,
Und sehet wohl darauf,
Wann nun diss alles soll geschehn,
So g'schicht es eurer Seelen weh.

24.
Und da das Mahl nun hat ein End,
Man wolt ihm binden seine Händ,
Der Hasslibacher sprach:
Ich bitt euch Meister Lorenz schon,
Ihr wollt mich ungebunden lohn.

25.
Ich bin gutwillig und bereit,
Mein Tod mich heftig wohl erfreut,
Dass ich von hinnen soll,
Aber Gott woll erbarmen sich,
Die zum Tod verurtheilet mich.

26.
Da er nun auf die Richtstatt kam,
Sein Hut von seinem Haupt abnahm,
Und legt ihn für die Leut,
Euch bitt ich meister Lorenz gut,
Lasst mir hie liegen meinen Hut.

27.
Hiemit fiel er auf seine Kneu,
Ein Vater Unser oder zweu
Er da gebetet hat,
Mein Sach ist jetzt gesetzt zu Gott,
Thut jetzt nur eurem Urtheil statt.

28.
Darnach man ihm sein Haupt abschlug,
Da sprang es wieder in sein Hut,
Die Zeichen hat man gshen
Die Sonne ward wie rothes Blut.
Der Stadel-Brunn thät schwitzen Blut.

29.
Da sprach ein alter Herre gut,
Des Täufers Mund lacht in dem Hut,
Da sagt ein grauer Herr,
Hätt ihr den Täufer leben lahn,
Es würd euch ewig wohl ergahn.

30.
Die Herren sprachen imsgemein,
Kein Täufer wir mehr richten wend,
Da sprach ein alter Herr:
Wär es nach meinem Willen gahn,
Den Täufer hätt man leben lahn.

31.
Der Henker der sprach mit Unmuth:
Heut hab ich g'richt unschuldig Blut.
Da sprach ein alter Herr,
Des Täufers Mund hat g'lacht im Hut,
Da beduet Gottes Straff und Ruth.

32.
Der uns diss Liedlein hat gemacht,
Der war ums Leb'n in G'fangenschaft,
Den Sündern thät ers z'Lieb,
Ein Herr ihm Federn und Tinten bracht,
Er schenkt uns das zu guter Nacht.

Method of Punishment

beheading

Crime(s)

heresy

Gender

Date

Execution Location

Bern, Switzerland

URL

Hans Haslibacherby Eduard Muster.

Notes

The Swiss Anabaptists are noteworthy as the confessional ancestors of the present-day Amish: the latter sect is named for 17th century Bern canton Anabaptist Jakob Ammann, who was the leader of one faction in a 1693 schism within the Swiss Anabaptist community.

The Haslibacher song was widely distributed in Anabaptist circles. It also found its way into the Anabaptist songbook Ausbund in the 17th century, still used by the Amish today. Also in later editions of the Martyrs' Mirror, a martyrology of Anabaptists (another key text for the Amish) reference is made to the Haslibacher Song.

Files

ulf_51_Hans_Haslibacher.jpg
Ein schön Geistlich Lied von dem Haßlibacher 1.tif
Ein schön Geistlich Lied von dem Haßlibacher 2.tif
Ein schön Geistlich Lied von dem Haßlibacher 3.tif
Ein schön Geistlich Lied von dem Haßlibacher 4.tif
Ein schön Geistlich Lied von dem Haßlibacher 5.tif
Ein schön Geistlich Lied von dem Haßlibacher 6.tif
Ein schön Geistlich Lied von dem Haßlibacher 7.tif

Citation

“Das Haslibacherlied,” Execution Ballads, accessed November 24, 2024, https://omeka.cloud.unimelb.edu.au/execution-ballads/items/show/1035.

Output Formats