Ein ander Marter-Lied, von vier Personen zu Mastricht An. 1570 getödt.
Title
Ein ander Marter-Lied, von vier Personen zu Mastricht An. 1570 getödt.
Subtitle
Im Thon, Entlaubet ist der Walde. Oder, All die ihr jetzund.
Synopsis
Neeltgen, an Anabaptist martyr, a woman of 75 years, was burned at the stake on 24 January 1570 at Maastricht, Dutch province of Limburg, together with her daughter Trijntgen. They had been arrested on 24 November 1569, and were severely tortured. Neeltgen and Trijntgen belonged to the small Mennonite congregation of Maastricht, of which Arent van Essen and his wife Ursel (Ursula) had suffered martyrdom on 10 January 1570. When Ursel was led to the execution place, Neeltgen had loudly called from the window of the prison, so that all the people gathered to observe the execution could hear: "Dear sister, contend manfully, for the crown of life is prepared for you." Neeltgen herself also died steadfast (Zijpp 1957).
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Entlaubet ist der Walde.
or
All die ihr jetzund.
or
All die ihr jetzund.
Transcription
1.
Nun hört ihr Freund ehrsamen,
Wie daß das Häufflein klein
Bezeuget Gottes Namen,
Die rechte Wahrheit rein,
Es steht also geschrieben
In Gott’s Wort überall,
All die Gottselig leben,
Man ihn verfolgen soll.
2.
Ein jeder mag zuhören,
Der offene Ohren hat,
Wie vier Freund auserkohren
Zu Mastricht in der Stadt
Bezeugt mit ihrem Blute
Ihren Glauben so fein,
Fromm waren sie von Muthe,
Deß werd ihr hören schein.
3.
Als man, wie ich besinn mich,
Schrieb neun und sechtzig Jahr,
Novembris vier und zwantzig,
Um die zwölff Uhren klar,
Des Nachts ist umgegangen
Der Burgermeister stoltz,
Und wütende gefangen
Ein Bruder hieß Arnold.
4.
Den thät er mit sich leyten
Aufs Rathhaus in der Nacht,
Gleich ein Stund thät er beten,
Da ging er fort mit Macht
Um zwey Fraülein zu holen,
Die er erstmahls ließ frey
Fing darnach drey zu malen,
Da war einkommen bey.
5.
Biß Morgens sie da waren
Alle zusammen froh,
Sie fürchten kein Beschären
Trösten einander so,
All mit dem Wort des Herren;
Darauf sie hatten baut,
Gottes Lob zu vermehren
Stund ihr Begier betraut.
6.
Vor den Herren gemeine
Jede den Glaub bekandt,
Die rechte Wahrheit reine,
Und sprachen mit Verstand,
Wie viel ihm war gegeben
Nach Gottes G’lubde gut,
Durch seinen Geist erheben,
Darnach man sprechen thut.
7.
Schnell ohne langs beyten
Anseht ihr böß Vorspiel,
Sie thäten Urseln leyten
Aufs Dinghaus mit Unwill
Darum daß sie nicht wolte
Verwilligen das Böß,
Dräuten sie ihr ohn Schulde
Die Pein und Marter groß
8.
Sanfftmüthiglich von Sinnen
Thät sies ertragen all,
Das ewig Gut zu g’winnen
Begehrt sie in dem Fall.
Ihr Mann Arnd deßgleichen
Geführt wird auf die Pfort,
Daß man ihn thät abweichen,
Braucht man viel Schmeichel Wort.
9.
Sein Frau war alt von Jahren
Wohl fünff und siebentzig.
Darzu in dem Beschwären
Noch frisch und lebendig,
In ihrem Glauben kräftig,
Der in ihr hat gewerckt,
Lob sey dir Gott Allmächtig,
Daß du sie so gestärckt.
10.
Leiden sah man sie beyde,
Sie und ihr liebes Kind,
Gar freulich zu bereitet
Tratens dahin geschwind.
Da hat Ermgen gesungen
Gehend über die Straß,
Durch Freud darzu gedrungen,
Die sie bewieß mit Maß.
11.
Nach dem Dinghaus sie mußten
Beyde zusammen gahn.
Ihrn Glaube zu verwüsten
Hielten die Herren an,
Mit Mönchen und mit Pfaffen,
Auch Hochgelehrten staht,
Gott hat behüt sein Schafe,
Wohl für den Wölfen fred.
12.
Erstmahls sie da begunnen
Mit Arndt dem lieben Mann,
Der noch hat überwunden,
Dennoch sagt man davon,
Daß er gepeinigt worden
Sechs oder sieben mal.
Um sein Seel zu ermordten
Thät man solchs principal.
13.
Ursel seine Hausfraue,
Mußt zweymal auf die Banck,
In der Pein doch getreue
Blieb sie ihr Lebenlang,
Diß g’schach in zweyen Tagen,
Merck wohl auf diß Geschicht
Es wär schwerlich zu tragen,
Der Herr machts aber leicht.
14.
Lob sey dem Herren geben
Davon zu aller Zeit,
Es ist doch nicht geblieben
Bey dieser Pein und Speit,
Dann in kurtzem Termiene
Hat sie noch eins geschmeckt,
Von diesem sauren Weine,
Den süssen, Gott ihr reckt.
15.
Knüpffen sah man ihr Hände
Zusammen binden fest,
Dahinten an dem Ende
Der Hencher hielt das letzt,
Und hat sie von danieden,
Der Erden aufgelößt,
Ihr das Hembd aufgeschnitten,
Und ihren Rück entblößt
16.
Und geisselt sie unmäßig,
Ist das nit grosse Klag?
Mit Ruthen überflüßig,
Zweymal auf einen Tag.
Man sagt von diesem Speite,
Der diesen Rath so gab,
Das war ein Jesuite,
Der sie wolt führen ab.
17.
Neelgen nun alt in Süchte,
Zur Pein ward hingeleyt,
Das mußt seyn ihr gerichte.
Da sie nun hört Bescheyd
Auf die Bank ist gelegen,
Ist ihn doch nichts geschiet.
Man thät frey zu ihr sagen,
Diß ist ihr erste nit.
18.
Treingen itzt liebe Tochter
Und Schwester in dem Herrn,
Wird auch durch den Versucher
Gepeint gar hart und schwer,
Da wird sie abgenommen,
Und auf ein Bett gethan,
So bald sie zu sich kommen,
Mußt sie noch eins daran.
19.
Sie ward gepeinigt schwörlich,
Voraus auf dieser Bahn
Da rieff sie offenbarlich,
O Herr wollst mir beystahn,
Und meinen Mund bewahren.
Ihr Gebet ward erhört,
Ihr Brüder zu befahren,
Tragen sie wenig Wort.
20.
Ich lob (sprach sie) den Herren,
Da sie nun war gepeint,
Ihr Mutter war nicht ferren
Verborgen, wie es scheint.
Als sie ihr Tochter hörte,
Sprach sie, Ist das mein Kind?
Ja Mutter, sie antworte,
Und küßten sich geschwind.
21.
Im siebenzigsten Jahre,
Gleich auf den neunten Tag,
Wird Urseln offenbahre,
Und Arndten da er lag,
Daß man sie solt verbrennen
Jedes an einem Stock,
Als sie das hond verstanden,
Sind sie doch nicht verschrock.
22.
Sie waren nur voll Freude
Denselben Tag und Nacht
Mit Gottes Lob all beyde
Hond sie den Tag verwacht
Hertzlich thät sie verlangen,
Biß komm der Lösungs Tag,
Zu gehn in Christi Gangen,
Wie man des Morgens sach.
23.
Kommen ist da ein Botte
Zu Urseln mit Befehl,
Derselb hat ihr das Gute-
Sprechen verbotten schnell,
Von seiner Herren wegen,
Die da waren present,
Ihr müßt keins Ruffens pflegen,
Sprach er, im gehn zum End.
24.
Kentlich und offenbahre
Sprach Ursel zu der Stund,
Vor den Herren all gare:
Mag ich aus Hertzen Grund
Nicht ein klein Liedlein singen,
Reden von Gottes Wort?
Und da sies wolt vollbringen,
Haben sies dran verstört.
25.
Und sprachen, Wir nun rouchen,
Was sie hat in dem Sinn:
Drum Hencker wollst gebrauchen
Dein Instrument an ihn’n,
Wie dir danns ist befohlen.
Da stopfft er ihn’n den Mund
Mit eim Holtz unverholen,
Ein Tuch er drüber bund.
26.
Als man sie nun solt leiten
Vom Dinghaus, ‘s Wolck zulieff,
Treingen mußt droben beyten,
Durchs Fenster aber rieff
Vom Dinghaus das ist kennlich,
Und hat zur Urseln geschreyt,
Lieb Schwester streit doch männlich,
Die Kron ist dir bereit.
27.
Da ist Ursel gekommen
Nach dem Freythoff gegahn,
Die Sprach war ihr benommen,
Des Weynet mancher Mann
Thäten darüber klagen.
Ursel stieg auf mit Sputh,
Ins Häußlein ohn Verzagen,
Wie Schlacht-Schäflein gut.
28.
Den Mund sie ihr verbunden,
Wie der Frauen geschach.
Kein Böß sie an ihr funden,
Deßgleichen man nich sach,
Dieb, Mörder läßt man sprechen
Was ihnen nöthig ist
Aber den Gottes Knechten
Wehrt mans zu aller Frist.
29.
O Gott da mußt geschehen
Das Brandopffer bequem,
Welchs nach Pauli gebieten
Vor Gott ist angenehm.
In denselbigen Tagen
Ward ihr Mann auch verbrendt,
Sah fröhlich ohn Verzagen,
In seinem letzten End.
30.
Auf den Plan stieg er fröhlich,
Da er sein G’bet erst thät,
Als das geschehen endlich,
Stund er auf von der Statt,
Und ging zum Häußlein innen,
Sein Kleider abgelegt,
Der Stadtvogt Böß von Sinnen
Zum Hencker hat gesagt,
31.
Fahr fort mit deim Betreiben,
Da ward das Feur gestocht,
Wie Moses thut beschreiben,
Das Opffer wird gekocht.
Zum Rauchwerck unsers Herren
Ward er verordnet fein,
Die Kron der ewigen Ehren
Wird nun sein eigen fein.
32.
Ein fröhlich Botschaft werthe
Kriegten die andern zwo
Eringen die sehr begehrte,
Deß war auch Triengen froh,
Daß sie auch musten sterben,
Und gehn denselben Gang,
Um die Kron zu erwerben,
Ward ihn’n die Zeit zu lang.
33.
Ruh suchten sie dort oben,
Bey ihrem Vater fein,
Der sie nun ließ beproben,
Als liebe Kindern sein,
Nicht über ihr Vermögen,
Welchs ist erschienen klar,
Er thät ihn’n Hülff zufügen,
In ihrem Leiden schwar.
34.
Wunderlich sie verbleyten,
Waren froh all die Nacht,
All Trübsal stund zue Seiten
Haben den Tag verwacht.
Da hat maus auch thun binden,
Mit Holtz den Mund verstopft,
Und diese zwo Gefründen
Auch mit eim Tuch verknüpft.
35.
Nach dem Freythoff sie gingen
Mit einem guten Muth,
Da man sie solt umbringen,
Treingen arbeit mit Sputh
Fleißig mit ihren Händen
An dem das knüpffet war
Daß sie auflößt die Bänden,
Und redet offenbahr.
36.
Und weil sie nun dermassen,
So sprechen solt und rieff,
Wolt mans ihr nicht zulassen,
Darum der Hencker lieff,
Daß er ihr solchs verletzet,
Sein Hand auf ihren Mund
Mit allem Fleiß er setzet,
Wieß sie ins Häußlein rund
37.
Nun sind sie abgescheyden
In Frieden alle gar.
Ein wenig sie nur beyten,
Wohl unter dem Altar.
Sie werden nun mit zarten
Kleideren seyn bekleidt,
Und noch ein wenig warten.
Die Kron ist ihnen bereit.
38.
Liebe treibt uns ihr Herren,
Das nehmt uns nicht vor Quat,
Wie wir euch heut erklären
Diese schändliche That,
Ein recht Gricht solt ihr halten
Das lehret euch Gottes Wort,
Welches ihr nicht solt verhalten
Dem der es gerne hört.
39.
O weh dem Potentaten!
O weh der grossen Rott!
Weh denen die da rathen
Zu dieser Missethat,
Und sich doch Christen rühmen,
O weh der grossen Schand!
Euch soll nicht Wunder nehmen,
Warum Straff kommt ins Land.
40.
Werd ihr die Ding nicht büssen,
So werd ihr allesamt
In kurtzem sterben müssen,
Das merck O Niederland!
Ihr Fürsten und ihr Herren.
Reich, Arm, Frau oder Mann,
Was ihr nicht habet gerne,
Solt ihr keim andern thun.
AMEN.
Nun hört ihr Freund ehrsamen,
Wie daß das Häufflein klein
Bezeuget Gottes Namen,
Die rechte Wahrheit rein,
Es steht also geschrieben
In Gott’s Wort überall,
All die Gottselig leben,
Man ihn verfolgen soll.
2.
Ein jeder mag zuhören,
Der offene Ohren hat,
Wie vier Freund auserkohren
Zu Mastricht in der Stadt
Bezeugt mit ihrem Blute
Ihren Glauben so fein,
Fromm waren sie von Muthe,
Deß werd ihr hören schein.
3.
Als man, wie ich besinn mich,
Schrieb neun und sechtzig Jahr,
Novembris vier und zwantzig,
Um die zwölff Uhren klar,
Des Nachts ist umgegangen
Der Burgermeister stoltz,
Und wütende gefangen
Ein Bruder hieß Arnold.
4.
Den thät er mit sich leyten
Aufs Rathhaus in der Nacht,
Gleich ein Stund thät er beten,
Da ging er fort mit Macht
Um zwey Fraülein zu holen,
Die er erstmahls ließ frey
Fing darnach drey zu malen,
Da war einkommen bey.
5.
Biß Morgens sie da waren
Alle zusammen froh,
Sie fürchten kein Beschären
Trösten einander so,
All mit dem Wort des Herren;
Darauf sie hatten baut,
Gottes Lob zu vermehren
Stund ihr Begier betraut.
6.
Vor den Herren gemeine
Jede den Glaub bekandt,
Die rechte Wahrheit reine,
Und sprachen mit Verstand,
Wie viel ihm war gegeben
Nach Gottes G’lubde gut,
Durch seinen Geist erheben,
Darnach man sprechen thut.
7.
Schnell ohne langs beyten
Anseht ihr böß Vorspiel,
Sie thäten Urseln leyten
Aufs Dinghaus mit Unwill
Darum daß sie nicht wolte
Verwilligen das Böß,
Dräuten sie ihr ohn Schulde
Die Pein und Marter groß
8.
Sanfftmüthiglich von Sinnen
Thät sies ertragen all,
Das ewig Gut zu g’winnen
Begehrt sie in dem Fall.
Ihr Mann Arnd deßgleichen
Geführt wird auf die Pfort,
Daß man ihn thät abweichen,
Braucht man viel Schmeichel Wort.
9.
Sein Frau war alt von Jahren
Wohl fünff und siebentzig.
Darzu in dem Beschwären
Noch frisch und lebendig,
In ihrem Glauben kräftig,
Der in ihr hat gewerckt,
Lob sey dir Gott Allmächtig,
Daß du sie so gestärckt.
10.
Leiden sah man sie beyde,
Sie und ihr liebes Kind,
Gar freulich zu bereitet
Tratens dahin geschwind.
Da hat Ermgen gesungen
Gehend über die Straß,
Durch Freud darzu gedrungen,
Die sie bewieß mit Maß.
11.
Nach dem Dinghaus sie mußten
Beyde zusammen gahn.
Ihrn Glaube zu verwüsten
Hielten die Herren an,
Mit Mönchen und mit Pfaffen,
Auch Hochgelehrten staht,
Gott hat behüt sein Schafe,
Wohl für den Wölfen fred.
12.
Erstmahls sie da begunnen
Mit Arndt dem lieben Mann,
Der noch hat überwunden,
Dennoch sagt man davon,
Daß er gepeinigt worden
Sechs oder sieben mal.
Um sein Seel zu ermordten
Thät man solchs principal.
13.
Ursel seine Hausfraue,
Mußt zweymal auf die Banck,
In der Pein doch getreue
Blieb sie ihr Lebenlang,
Diß g’schach in zweyen Tagen,
Merck wohl auf diß Geschicht
Es wär schwerlich zu tragen,
Der Herr machts aber leicht.
14.
Lob sey dem Herren geben
Davon zu aller Zeit,
Es ist doch nicht geblieben
Bey dieser Pein und Speit,
Dann in kurtzem Termiene
Hat sie noch eins geschmeckt,
Von diesem sauren Weine,
Den süssen, Gott ihr reckt.
15.
Knüpffen sah man ihr Hände
Zusammen binden fest,
Dahinten an dem Ende
Der Hencher hielt das letzt,
Und hat sie von danieden,
Der Erden aufgelößt,
Ihr das Hembd aufgeschnitten,
Und ihren Rück entblößt
16.
Und geisselt sie unmäßig,
Ist das nit grosse Klag?
Mit Ruthen überflüßig,
Zweymal auf einen Tag.
Man sagt von diesem Speite,
Der diesen Rath so gab,
Das war ein Jesuite,
Der sie wolt führen ab.
17.
Neelgen nun alt in Süchte,
Zur Pein ward hingeleyt,
Das mußt seyn ihr gerichte.
Da sie nun hört Bescheyd
Auf die Bank ist gelegen,
Ist ihn doch nichts geschiet.
Man thät frey zu ihr sagen,
Diß ist ihr erste nit.
18.
Treingen itzt liebe Tochter
Und Schwester in dem Herrn,
Wird auch durch den Versucher
Gepeint gar hart und schwer,
Da wird sie abgenommen,
Und auf ein Bett gethan,
So bald sie zu sich kommen,
Mußt sie noch eins daran.
19.
Sie ward gepeinigt schwörlich,
Voraus auf dieser Bahn
Da rieff sie offenbarlich,
O Herr wollst mir beystahn,
Und meinen Mund bewahren.
Ihr Gebet ward erhört,
Ihr Brüder zu befahren,
Tragen sie wenig Wort.
20.
Ich lob (sprach sie) den Herren,
Da sie nun war gepeint,
Ihr Mutter war nicht ferren
Verborgen, wie es scheint.
Als sie ihr Tochter hörte,
Sprach sie, Ist das mein Kind?
Ja Mutter, sie antworte,
Und küßten sich geschwind.
21.
Im siebenzigsten Jahre,
Gleich auf den neunten Tag,
Wird Urseln offenbahre,
Und Arndten da er lag,
Daß man sie solt verbrennen
Jedes an einem Stock,
Als sie das hond verstanden,
Sind sie doch nicht verschrock.
22.
Sie waren nur voll Freude
Denselben Tag und Nacht
Mit Gottes Lob all beyde
Hond sie den Tag verwacht
Hertzlich thät sie verlangen,
Biß komm der Lösungs Tag,
Zu gehn in Christi Gangen,
Wie man des Morgens sach.
23.
Kommen ist da ein Botte
Zu Urseln mit Befehl,
Derselb hat ihr das Gute-
Sprechen verbotten schnell,
Von seiner Herren wegen,
Die da waren present,
Ihr müßt keins Ruffens pflegen,
Sprach er, im gehn zum End.
24.
Kentlich und offenbahre
Sprach Ursel zu der Stund,
Vor den Herren all gare:
Mag ich aus Hertzen Grund
Nicht ein klein Liedlein singen,
Reden von Gottes Wort?
Und da sies wolt vollbringen,
Haben sies dran verstört.
25.
Und sprachen, Wir nun rouchen,
Was sie hat in dem Sinn:
Drum Hencker wollst gebrauchen
Dein Instrument an ihn’n,
Wie dir danns ist befohlen.
Da stopfft er ihn’n den Mund
Mit eim Holtz unverholen,
Ein Tuch er drüber bund.
26.
Als man sie nun solt leiten
Vom Dinghaus, ‘s Wolck zulieff,
Treingen mußt droben beyten,
Durchs Fenster aber rieff
Vom Dinghaus das ist kennlich,
Und hat zur Urseln geschreyt,
Lieb Schwester streit doch männlich,
Die Kron ist dir bereit.
27.
Da ist Ursel gekommen
Nach dem Freythoff gegahn,
Die Sprach war ihr benommen,
Des Weynet mancher Mann
Thäten darüber klagen.
Ursel stieg auf mit Sputh,
Ins Häußlein ohn Verzagen,
Wie Schlacht-Schäflein gut.
28.
Den Mund sie ihr verbunden,
Wie der Frauen geschach.
Kein Böß sie an ihr funden,
Deßgleichen man nich sach,
Dieb, Mörder läßt man sprechen
Was ihnen nöthig ist
Aber den Gottes Knechten
Wehrt mans zu aller Frist.
29.
O Gott da mußt geschehen
Das Brandopffer bequem,
Welchs nach Pauli gebieten
Vor Gott ist angenehm.
In denselbigen Tagen
Ward ihr Mann auch verbrendt,
Sah fröhlich ohn Verzagen,
In seinem letzten End.
30.
Auf den Plan stieg er fröhlich,
Da er sein G’bet erst thät,
Als das geschehen endlich,
Stund er auf von der Statt,
Und ging zum Häußlein innen,
Sein Kleider abgelegt,
Der Stadtvogt Böß von Sinnen
Zum Hencker hat gesagt,
31.
Fahr fort mit deim Betreiben,
Da ward das Feur gestocht,
Wie Moses thut beschreiben,
Das Opffer wird gekocht.
Zum Rauchwerck unsers Herren
Ward er verordnet fein,
Die Kron der ewigen Ehren
Wird nun sein eigen fein.
32.
Ein fröhlich Botschaft werthe
Kriegten die andern zwo
Eringen die sehr begehrte,
Deß war auch Triengen froh,
Daß sie auch musten sterben,
Und gehn denselben Gang,
Um die Kron zu erwerben,
Ward ihn’n die Zeit zu lang.
33.
Ruh suchten sie dort oben,
Bey ihrem Vater fein,
Der sie nun ließ beproben,
Als liebe Kindern sein,
Nicht über ihr Vermögen,
Welchs ist erschienen klar,
Er thät ihn’n Hülff zufügen,
In ihrem Leiden schwar.
34.
Wunderlich sie verbleyten,
Waren froh all die Nacht,
All Trübsal stund zue Seiten
Haben den Tag verwacht.
Da hat maus auch thun binden,
Mit Holtz den Mund verstopft,
Und diese zwo Gefründen
Auch mit eim Tuch verknüpft.
35.
Nach dem Freythoff sie gingen
Mit einem guten Muth,
Da man sie solt umbringen,
Treingen arbeit mit Sputh
Fleißig mit ihren Händen
An dem das knüpffet war
Daß sie auflößt die Bänden,
Und redet offenbahr.
36.
Und weil sie nun dermassen,
So sprechen solt und rieff,
Wolt mans ihr nicht zulassen,
Darum der Hencker lieff,
Daß er ihr solchs verletzet,
Sein Hand auf ihren Mund
Mit allem Fleiß er setzet,
Wieß sie ins Häußlein rund
37.
Nun sind sie abgescheyden
In Frieden alle gar.
Ein wenig sie nur beyten,
Wohl unter dem Altar.
Sie werden nun mit zarten
Kleideren seyn bekleidt,
Und noch ein wenig warten.
Die Kron ist ihnen bereit.
38.
Liebe treibt uns ihr Herren,
Das nehmt uns nicht vor Quat,
Wie wir euch heut erklären
Diese schändliche That,
Ein recht Gricht solt ihr halten
Das lehret euch Gottes Wort,
Welches ihr nicht solt verhalten
Dem der es gerne hört.
39.
O weh dem Potentaten!
O weh der grossen Rott!
Weh denen die da rathen
Zu dieser Missethat,
Und sich doch Christen rühmen,
O weh der grossen Schand!
Euch soll nicht Wunder nehmen,
Warum Straff kommt ins Land.
40.
Werd ihr die Ding nicht büssen,
So werd ihr allesamt
In kurtzem sterben müssen,
Das merck O Niederland!
Ihr Fürsten und ihr Herren.
Reich, Arm, Frau oder Mann,
Was ihr nicht habet gerne,
Solt ihr keim andern thun.
AMEN.
Crime(s)
heresy
Gender
Date
Execution Location
Maastricht, the Netherlands
Printing Location
Ausbund, das ist Etliche Schöne Christliche Lieder wie sie in dem Gefängnüss zu Bassau in dem Schloß von den Schweitzer-Brüdern, und von anderen rechtgläubigen Christen hin und her gedichtet worden...
Notes
Zijpp, Nanne van der. (1957). Neeltgen (d. 1570). Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online.
Collection
Citation
“Ein ander Marter-Lied, von vier Personen zu Mastricht An. 1570 getödt.,” Execution Ballads, accessed November 5, 2024, https://omeka.cloud.unimelb.edu.au/execution-ballads/items/show/1290.