Ein erschröckliche jedoch warhafftige und erbärmliche Newe Zeitung Von Häxenmeisteren und Zauberern von welchen so vil zarte Jugend durch deß leydigen Teüffels Betrüg seynd verführt worden
Title
Ein erschröckliche jedoch warhafftige und erbärmliche Newe Zeitung Von Häxenmeisteren und Zauberern von welchen so vil zarte Jugend durch deß leydigen Teüffels Betrüg seynd verführt worden
Subtitle
auch wie solches an tag kommen / dar von zwar etliche erlöst worden / theils aber bey 42. vom Leben zum Todt erbärmlich seynd hingerichtet worden.
Geschehen zu Reüdlingen im Herzogthumb Wirtenberg zu End deß 1665. und Anfangs diß 1666. Jahrs.
Im Thon: Wie man den Sündfluß singt.
Geschehen zu Reüdlingen im Herzogthumb Wirtenberg zu End deß 1665. und Anfangs diß 1666. Jahrs.
Im Thon: Wie man den Sündfluß singt.
Synopsis
42 people are executed for witchcraft in Wirtemburg in 1665/6
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Wie man den Sündfluß singt.
Transcription
1.
Kom her Mentsch laß dir sagen
schröckliche Wundergschicht
darvon vor wenig Tagen
mit Trauren wurd bericht
mit Kummer und mit Schmerzen
gar mancher Bidermann
mein Christ führs wol zu Herzen
dann ich trieb gar kein Schärken
drumb merckend Fraw und Mann.
2.
Ein Statt die ist gelegen
im Wirtenberger-Land
darvon ich euch will sagen
ist Keüdlingen genant
ein Mann da ward einzogen
wegen der Zauberey
und anderen Teüfferls-Künsten
die er lang triben sonsten
wurd an die Marter bracht.
3.
Darumb wolt er nichts geben
von ihn man nichts vernam
der Bôß zu ihm thät sagen
dein Kind gib mir zu Lohn
dann ich bin bey dir gewesen
dort in der Marter groß
ce sprach ja z’Nacht solst kommen
gschwind hat dFraw ihr Kind gnommen
in Jesu Christe Nam.
4.
Jörg Balle war sein Nammen
ein Rumor er anfieng
auffs new wurd er gefangen
der Jammer da angieng
sagt er sey nicht alleine
mit Zauberey behafft
sie werden noch vil finden
Weib/Mann unnd kleine Kinder
die all dem Bösen verpflicht.
5.
Der Ergst ward auch einzogen
Jost Nabel bekent doch nichts
ein Hembd man ihm anzogen
so auff ein Stund zugricht
gesponnen und gewäben
darauff bekant er frey
uber fünffzig Mägdlein und Knaben
die Künst von ihm glehrt haben
durch Teüffels hilst und List.
6.
Die Kind so er kont nennen
hat man all gschriben auff
und solche lassn kommen
fast alle auffs Rahthauß
darunder hat man gsehen
etlich gar junge Kind
die hat man thün probieren
mit Silber/Gold/D und Biren
welches ihn lieber sey.
7.
Den Kindern gab man die Wahle
sie solten nemmen fein
Duccaten/Silberkronen
oder kleine Wässerlein
die Kinder thäten langen
eins nach eim Depffel schön
daß ander ein Messer eben
sdritt Ruß unnd Biren wolt haben
für alles Gold und Gelt.
8.
Dise thät man verschliessen
wol in ein Stuben groß
zu Gott solt Männiglich rüffen
war der Gelehrten Rath
daß sie der Herz erlöse
vons Teüffels Joch und Band
der wie ein Löwrumb streichet
biß er die Mentschen erschleichet
und endtlich stürßt zugrund.
9.
Deren hat man etlich erhalten
durch Gottes Gnad und Krafft
die aber schon veraltet
legt man in Gfangenschafft
biß s Vrthel war ergangen
daß man sie mit dem Schwert
vom Leben zum Todt solt bringen
ihr Leib hernach verbrennen
nach Keyferlichem Recht.
10.
Hört Wunder liebe Christen
ein Statt-Knecht gien gar spat
ein grosser Herz solt schicken
sein Sohn und Tochter grad
der Herz sprach wart biß morgen
ich wills erfahren seibs
waß sie gelehrnet haben
wie ich vil ghört sagen
und wie es sey bewant.
11.
Morgens weckt er den Knaben
sprach Michel schlaffest wol
wüntscht ihm ein güten Morgen
der Knab ihm dancket schon
er sprach ich hab vernommen
es seyen Leuth in eim Land
können Haasen unnd Hirzen machen
ganze gJägt unnd andere Sachen
daß seynd wol gschickte Leüth.
12.
Vatter das ist kein Kunste
ich kan das alles wol
führt ihn in die grosse Stuben
macht ihm ein Gseg daher
von Hünd/Füchs/Haasen/Hirzen
auch ein Gestrüpp darzu
der Sohn darzu thät singen
dem Vatter möcht sHerz zerspringen
sprach mein Sohn es ist gnüg.
13.
Der Vatter thäte gehen
zum anderen Kämmerlein
Annelt wilst auffstehn
gehn mit der Müetterlein
so thü dich gschwind anziehen
Vatter ich fertig bin
er sprach hast nichts vernommen
in ein Land seynd Leüth kommen
können vil schöner Künst.
14.
Nämblich auß eim Tisch zäpffen
weissen undrothen Wein
die schönste Milch zu melcken
auß einem Zwähelein
wann wir nur das auch könten
es sprach das kan ich wol
er sprach so laß mich sehen
ein Melchteren thät da stehen
nun milck mir auch hierein.
15.
Daß Mägdlein fieng an melcken
auß einem Tischtüch güt
biß vast voll war die Melchtern
und sprach habt jeß vergüt
sonst müeßt die Kuh verderben
der Herz sprach milck nur fort
bald schrauwe ein Burger mit Sorgen
mein beste Kuh ist verdorben
war erst frisch und gesund.
16.
Der Herz sprach lieder Nachbaur
ich weiß wers hat gethan
gehe hin zu meiner Scheiiren
da werden zehen stan
nimb welche dir geliebet
mein Tochter hats gethan
seine Kind thät er selbs führen
auffs Rathauß zu seinen Mit-Herren
sagt wies ergangen war.
17.
Daß Urthel war gefellet
uber den Meister gschwind
an ein Saul ward er bunden
s Fewr under ihm anzündt
mit glüeenden heissen Zangen
zer?iß man ihm sein Leib
verbrent zu Staub und Aschen
weil er so Gottsvergessen
verführt manchs Mütterkind.
18.
Einen anderen lebendig
man ins Fewr gworffen hat
bey vierzig Söhn und Töchteren
gerichtet mit dem Schwert
mehrtheils hernach verbrennet
weil sie so schröckenlich
Mentchen und Viech verderbet
durch Hagel wil verhenet
und sonst vil Böses gstifft.
19.
Ihr frommen Mann und Weiber
laßt euch diß z Herzen gahn
thüt kein Gspött hierauß treiben
rüfft Jesum Christum an
der für uns ist gestorben
vergoß am Creüz sein Blüt
daß Er uns wöll erlösen
vom Teüffel und allem Bösen
Amen das werde war.
[followed by ‘Geistliches ABC’]
Partial Translation:
17.
That verdict was delivered
Swiftly upon the master
He was bound to a post,
The fire under it ignited.
With glowing hot pliers
His body was torn
Burned to dust and ashes
Because he, so godforsaken,
Ensnared many mothers’ children.
18.
Another one was
Thrown alive into the fire
With forty sons and daughters
Judged by the sword
More were then burned
Because they, so terrifying,
People and livestock ruined
Through hail much bewitched
And much further evil struck.
Kom her Mentsch laß dir sagen
schröckliche Wundergschicht
darvon vor wenig Tagen
mit Trauren wurd bericht
mit Kummer und mit Schmerzen
gar mancher Bidermann
mein Christ führs wol zu Herzen
dann ich trieb gar kein Schärken
drumb merckend Fraw und Mann.
2.
Ein Statt die ist gelegen
im Wirtenberger-Land
darvon ich euch will sagen
ist Keüdlingen genant
ein Mann da ward einzogen
wegen der Zauberey
und anderen Teüfferls-Künsten
die er lang triben sonsten
wurd an die Marter bracht.
3.
Darumb wolt er nichts geben
von ihn man nichts vernam
der Bôß zu ihm thät sagen
dein Kind gib mir zu Lohn
dann ich bin bey dir gewesen
dort in der Marter groß
ce sprach ja z’Nacht solst kommen
gschwind hat dFraw ihr Kind gnommen
in Jesu Christe Nam.
4.
Jörg Balle war sein Nammen
ein Rumor er anfieng
auffs new wurd er gefangen
der Jammer da angieng
sagt er sey nicht alleine
mit Zauberey behafft
sie werden noch vil finden
Weib/Mann unnd kleine Kinder
die all dem Bösen verpflicht.
5.
Der Ergst ward auch einzogen
Jost Nabel bekent doch nichts
ein Hembd man ihm anzogen
so auff ein Stund zugricht
gesponnen und gewäben
darauff bekant er frey
uber fünffzig Mägdlein und Knaben
die Künst von ihm glehrt haben
durch Teüffels hilst und List.
6.
Die Kind so er kont nennen
hat man all gschriben auff
und solche lassn kommen
fast alle auffs Rahthauß
darunder hat man gsehen
etlich gar junge Kind
die hat man thün probieren
mit Silber/Gold/D und Biren
welches ihn lieber sey.
7.
Den Kindern gab man die Wahle
sie solten nemmen fein
Duccaten/Silberkronen
oder kleine Wässerlein
die Kinder thäten langen
eins nach eim Depffel schön
daß ander ein Messer eben
sdritt Ruß unnd Biren wolt haben
für alles Gold und Gelt.
8.
Dise thät man verschliessen
wol in ein Stuben groß
zu Gott solt Männiglich rüffen
war der Gelehrten Rath
daß sie der Herz erlöse
vons Teüffels Joch und Band
der wie ein Löwrumb streichet
biß er die Mentschen erschleichet
und endtlich stürßt zugrund.
9.
Deren hat man etlich erhalten
durch Gottes Gnad und Krafft
die aber schon veraltet
legt man in Gfangenschafft
biß s Vrthel war ergangen
daß man sie mit dem Schwert
vom Leben zum Todt solt bringen
ihr Leib hernach verbrennen
nach Keyferlichem Recht.
10.
Hört Wunder liebe Christen
ein Statt-Knecht gien gar spat
ein grosser Herz solt schicken
sein Sohn und Tochter grad
der Herz sprach wart biß morgen
ich wills erfahren seibs
waß sie gelehrnet haben
wie ich vil ghört sagen
und wie es sey bewant.
11.
Morgens weckt er den Knaben
sprach Michel schlaffest wol
wüntscht ihm ein güten Morgen
der Knab ihm dancket schon
er sprach ich hab vernommen
es seyen Leuth in eim Land
können Haasen unnd Hirzen machen
ganze gJägt unnd andere Sachen
daß seynd wol gschickte Leüth.
12.
Vatter das ist kein Kunste
ich kan das alles wol
führt ihn in die grosse Stuben
macht ihm ein Gseg daher
von Hünd/Füchs/Haasen/Hirzen
auch ein Gestrüpp darzu
der Sohn darzu thät singen
dem Vatter möcht sHerz zerspringen
sprach mein Sohn es ist gnüg.
13.
Der Vatter thäte gehen
zum anderen Kämmerlein
Annelt wilst auffstehn
gehn mit der Müetterlein
so thü dich gschwind anziehen
Vatter ich fertig bin
er sprach hast nichts vernommen
in ein Land seynd Leüth kommen
können vil schöner Künst.
14.
Nämblich auß eim Tisch zäpffen
weissen undrothen Wein
die schönste Milch zu melcken
auß einem Zwähelein
wann wir nur das auch könten
es sprach das kan ich wol
er sprach so laß mich sehen
ein Melchteren thät da stehen
nun milck mir auch hierein.
15.
Daß Mägdlein fieng an melcken
auß einem Tischtüch güt
biß vast voll war die Melchtern
und sprach habt jeß vergüt
sonst müeßt die Kuh verderben
der Herz sprach milck nur fort
bald schrauwe ein Burger mit Sorgen
mein beste Kuh ist verdorben
war erst frisch und gesund.
16.
Der Herz sprach lieder Nachbaur
ich weiß wers hat gethan
gehe hin zu meiner Scheiiren
da werden zehen stan
nimb welche dir geliebet
mein Tochter hats gethan
seine Kind thät er selbs führen
auffs Rathauß zu seinen Mit-Herren
sagt wies ergangen war.
17.
Daß Urthel war gefellet
uber den Meister gschwind
an ein Saul ward er bunden
s Fewr under ihm anzündt
mit glüeenden heissen Zangen
zer?iß man ihm sein Leib
verbrent zu Staub und Aschen
weil er so Gottsvergessen
verführt manchs Mütterkind.
18.
Einen anderen lebendig
man ins Fewr gworffen hat
bey vierzig Söhn und Töchteren
gerichtet mit dem Schwert
mehrtheils hernach verbrennet
weil sie so schröckenlich
Mentchen und Viech verderbet
durch Hagel wil verhenet
und sonst vil Böses gstifft.
19.
Ihr frommen Mann und Weiber
laßt euch diß z Herzen gahn
thüt kein Gspött hierauß treiben
rüfft Jesum Christum an
der für uns ist gestorben
vergoß am Creüz sein Blüt
daß Er uns wöll erlösen
vom Teüffel und allem Bösen
Amen das werde war.
[followed by ‘Geistliches ABC’]
Partial Translation:
17.
That verdict was delivered
Swiftly upon the master
He was bound to a post,
The fire under it ignited.
With glowing hot pliers
His body was torn
Burned to dust and ashes
Because he, so godforsaken,
Ensnared many mothers’ children.
18.
Another one was
Thrown alive into the fire
With forty sons and daughters
Judged by the sword
More were then burned
Because they, so terrifying,
People and livestock ruined
Through hail much bewitched
And much further evil struck.
Method of Punishment
burning
Crime(s)
witchcraft
Gender
Date
Execution Location
Wirtemburg
Printing Location
Augspurg by Christoff Schmid
Notes
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Collection
Citation
“Ein erschröckliche jedoch warhafftige und erbärmliche Newe Zeitung Von Häxenmeisteren und Zauberern von welchen so vil zarte Jugend durch deß leydigen Teüffels Betrüg seynd verführt worden,” Execution Ballads, accessed November 5, 2024, https://omeka.cloud.unimelb.edu.au/execution-ballads/items/show/1211.