Ein kläglich lied von dem erschrocklichen und grausamen Mordt

Title

Ein kläglich lied von dem erschrocklichen und grausamen Mordt

Subtitle

so geschehen ist / in der loblichen Statt Basel / den fünfften tag Hornungs / in dem M. D. LXV. Jare.
In der weiß/ Köndt ich von herzen singen / &c. Oder ich stünd an einem Morgen / &c. Oder wie das fröwlin auß Brytanien.

Synopsis

A Mournful Song of the Shocking and Horrifying Murder That Occurred in the Worthy City of Basel

Paul Schumacher murders Andreas Hager and Sara Falkeisen. 

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Universitat Tubingen Dk XI 1088, 32. Stück. VDLied Digital.


Set to tune of...

Köndt ich von herzen singen / &c.
Ich stünd an einem Morgen / &c.
Das frëwlin auß Brytanien.

Transcription

Herr Gott thü mich berichten
durch Christum deinen Son
Dz ich mög hie erdichten
in der weyzß ein Liedlin schon.
Hilff heiliger Geist auff disen tag
so will ich euch jetz singen
ein jämmerliche klag.

Was sich hat zü getragen
wol inn der Eydtgonschafft
Die warheit will ich sagen
Gott verleyh mir gnad unnd krafft.
Darmit es euch auch werd bekannt
ein Statt ligt an dem Rheine
Basel ist sie genannt.

In der do was gesessen
ein Burger wol bekannt
Sin lob wz hoch gemeseen
Andres Hager ist er genannt.
Sein frommkeit die verbarg sich nit
wo er hört von eim armen
dem theylt er treüwlich mir.

Also hab ichs vernommen
das sag ich euch fürwar
In sein alter ist er kommen
biß auff die sibentzig jar.
Er wz allzeit ein frommer Christ
jetz will ich euch erzellen
wies im ergangen ist.

Nun laß ich mich bereden
wie gmein lich ist der louff
Ein Kind hat er thün heben
zü Basel uß dem Touff.
Wie dann der brauch unn gwonheit ist
das er wurd ein geschriben
in dzal eins andern Christ.

Man thet im ein nammen geben
wol auff den selben tag
Nun mercken mich gar eben
fürwar ich euch das sag.
Paulus so ward ers genannt
in Statt unn auff dem Lande
was er gar wol erkannt.

Den hat er aufferzogen
merckt auff ir lieben freundt
Ist war wie ich euch sagen
als wers sein eygen kindt.
Zoch in auff inn Gottes ehrn
thet in auch in die Schüle
schreiben und lesen lehrn.

Den hat er bey ihm bhalten
etliche jar und stund
Biß das er anfieng alten
und selber wercken kund.
Da hat er in züm handwerck than
dz er sich möcht erneeren
als andre fromme Mann.

Wie er sich hab gehalten
mit disem alten Mann
Ich kans euch nit verhalten
ich müß euchs zeigen an.
Er hiel in wie sein eygnen Son
das hat ern in seim alter
gar wenig gniessen lon.

Dann er ist von im kommen
wol auß der selben Statt
Also hab ichs vernommen
ein Weib er gnommen hat.
Berß wyl ist das Dorff genannt
wz er mit weib und kinden
gar manchem wol bekannt.

Darbey laß ichs nit bleiben
mercken off lieben leüt
Ich wils eüch recht beschriben
ich kans verschweign nit.
Dann ir sollen mich recht verstan
hilff Gott dz mir gelinge
erst wil ichs heben an.

Man zalt tusend fünffhundert
und fünff unn sechzig jar
Nun mercken auff groß wunder
dann es ist offenbar.
Deßgleichen hat kein mann erhort
das zü Basel sey geschehen
solch jämerliches mordt.

Gar bald hat man vernommen
wie ichs gesehen hab
Am fünfftentag Hornunge
wol auff S. Agatha tag.
Wie ich euch dann vor hab gemeldt
kläglich ist es zü sagen
wol in der ganzen welt.

Bey tag ist es geschehen
wol umb die eilffte stund
Ein rouch that man da sehen
der durch die muren trung.
Man meint es wer gezündet an
die thür thet man auff brechen
da lieff zü jederman.

Ins hauß theten sie tringen
wie dann da ist der sitt
Rüfft laut vor allen dingen
kein antwort hört man nit.
Der inen entspräch ein wort
es thets noch miemand wissen
das sie warend ermordt.

Sie lieffen umb zü spüren
kein fewr sahen sie nit
Biß das man da die thüren
an der stuben auffthet.
Da trang der rouch mit gwalt herauß
die leüt so darbey waren
in sie da kam ein grauß.

Wasser so thet man nemmen
unn schut in dstuben vil
Den rouch thet man bald demmen
also in schneller eyl.
Nun hören jamer und grosse not
in der stuben fand man ligen
zwey menschen waren todt.

Das ein was Andres Hager
der lag auff einem beth
Ist waar wie ich eüch sagen
ein strowsack auff ihn deckt.
Den selben warff man uberab
die leüt die es da sahen
fürten ein grosse klag.

Die ander thün ich nennen
die was ein jungfrow fein
Man thet sie gar wol kennen
Rüdolff Falckeysen ist ir Vatter gsein.
Sie war gar manchem wol bekannt
ehrlich hat sie sich ghalten
Sara war sie genann.

Man thät sie beid beschouwen
nun hören groß ungelück
Den mann und die jungfrowen
man meint sie weren erstickt.
Da sah man gar an manchem ort
das sie waren zerschlagen
und grausamlich ermordt.

Herzlich thetten sich klagen
die selben werden leüt
Das so bey hällem tage
so in rüwiger zeit.
Solt gschehen sein ein solches leid
man thet bald einen schicken
ders dem Falckeysen seyt.

Mit trauriglichem herzen
lieff er wol in das hauß
Sah er sein kind inn schmerzen
O Gott wo soll ich auß.
Ach Jesus Christ was grosser not
hat mein Kind hie erlitten
durch den grausammen todt.

Gar bald thet es vernemmen
des Meitlins schwesterlin
Es kondt gar wol erkennen
die jämerliche pein.
Da sie die sach erst recht vernam
fiel nider zü der erden
vor leid ir do geschwand.

Schwester klagt sich uber dmosse[?]
und traurt das jung blüt
Herz inn dein Göttliche schosse
bfihlich dir mein schwester güt.
Such den leibsten Großvatter mein
ir bey der seel in dein hende
laß dirs befohlen sein.

Gar bald hat mans vernommen
wol in der ganzen statt
Der Büchbinder wer umbkommen
und auch die jungfrow zart.
Zü S. Alban in seinem hauß
niemand wußt wers hat thone
in manchen kam ein grauß.

Den handel thet man klagen
einem Ehrsamen Rhat
Wie sichs het zügetragen
bald man die sach urhort.
Da sprach gar mancher weyser mann
nun schweigen zü den sachen
wends bald erfaren han.

Nun müß es Gott erbarmen
sprach mancher frommer man
Und reichen unn armen
niemand wußt wers hat than.
Es was fürwar ein grosse klag
hilff Jesus Christ von himmel
dz es bald komm an tag.

Also ist es geschehen
fürwar ich eüch das sag
Vil leüt habens gesehen
sie [?]agen biß an andern tag.
Da befahl ein Ersamer Rhat
das man sie ins Münster
zür erd bestatten solt.

Ehrlich wurdens begraben
zü Basel in der statt
Mit trauriglichen klagen
wer das gesehen hat.
Die Jungfrow unn [?]
[?]en alten man
als mans züm grabe trü[?]ge
da trauret jederman.

In Gottes ehr hat er sich gübt’
biß auff die sibenzig jar
Den jungfröwlin allzeit liebet
Götliches wort so klar.
Des habens vor der welt den preiß
gwiß hat sie Gott auch gnomen
zü im ins Paradiß.

Da hat ein Ehrsam Oberkeit
botschafft außsenden thon
Sie solten fragen weit unnd breit
ob man auff dsach möcht kon.
Es müßt sie tauren gar kein gelt
wolt in lassen holen
unnd wers am end der welt.

Bald kam man auff das gspore
so gar in stiller hüt
Acht becher hattends verloren
von silber warens güt.
Warn versezt umm achzehen pfundt
eim Pfaffen zü S. Bläsin
thets den von Basel kundt.

Vlends thet er in sagen
wol zü der selben stett
On alles verzagen
wie er acht becher het.
Es dücht in nit recht die sach
im hets Pauls Schümacher
von Berßweyl zügebracht.

Die Becher thet man kennen
sie waren des alten mann
Man hieß in gfangen nemen
leüt schickt man bald hindan.
Ernstlich man in befohlen hat
dz sie in solten bringen
gan Basel in die Statt.

Thetend sich nit lang saumen
bald man in gfangen hat
Am dreizehenden Hornunge
brachtens ihn in die Statt.
Sa kandt in mancher frommer Man
es was Paulus Schümacher
den er auß Touff hat ghan.

Gar eben hat man befohlen
das er wurd wol verhüt
Man fürt in unverholen
in Eselthurn so güt.
Darinn da spant im die haut
was er sein tag hat thone
das sagt er uber laut.

Züm ersten thet er klagen
er sey eim schuldig gsein
Die warheit müst er sagen
das het in bracht dahin.
Unnd het sunst auch vil schulden ghan
die solt er all bezalen
wißt nit wo auß noch an.

So sey er gahn Basel kommen
wol in die kleine Stat
So gar mit grossem kummer
und hab nit betten Gott.
Sas er im bhielt vernunfft unnd sinn
da hab der leidig teüffel
im ein solchs geben yn.

Hat sich dem teüffel ergeben
drumm er sein spil gemacht
Am Sontag ist er glegen
züm weissen Creüz die nacht.
Der böß wolt ihn nicht rüwig lon
er gab ihm stäts in sinne
solt den alten erschlon.

Als er frü auff was gstanden
so stünd in der vergicht
War zü S. Alban gangen
der verzweifelt bößwicht.
Unn klopfft demn alten Vatter an
die Jungfrow in ersahe
hat im bald auff gethan.

Er gieng hinauff in dstuben
der alt lag auff dem beth
Die jungfrow buzt auß dSchuben
dies am Sontag tragen het.
Er wünschet in ein güten tag
unn saß bald zü dem alten
der an dem bette lag.

Er ist bey im gesessen
gar nach ein ganze stund
Kondt es gar wol ermessen
alters halb wer er nit gsund.
Manch fründtlichs wort er mit im redt
theten im nit vertrauwen
das ers ermörden wett.

Die jungfrow ire kleider nam
und gieng zür stuben auß
Dann sie was dem alten verwandt
darzü hielt sie im hauß.
hinuff in dkammer gieng sie bald
da treib der grusam teüfel
den bößwicht manigfalt.

Ein schärhammer der hanget
zü nächsten an der wand
Nach den der bößwicht langet
den nam er in sein hand
schlüg im den ins haupt mit ach
nam smässet von seim dägen
damit er in erstach.

Also ist nun verscheiden
der frommen alt am bett
Da nun d Jungfrow die kleider
in trog behalten het.
Da nahet ir grosse not
da sie kam in die stuben
sachs ein abschüchlichen todt.

Sie erschrack sehr von herzen
als wol zü dencken ist
Do sie sach disen schmerzen
zür flucht sie sich rüst.
Er schlüg nach ir krefftig do
der styl wüscht auß dem eysen
do schrey sie ach mordio.

O Gott müß ich hie sterben
sprach sich das Meitlin fromm
Ist dann kein mensch auff erden
der mir zü hilffe kumm.
So erbarm sich der Herr Jesus Christ
der für unns arme Sünder
am Creüz gestorben ist.

Müß ich dann sterben hie in peyn
ach mordt unn imer mordt
Eim möcht sherz zersprungen sein
so manchs klägliches wort.
Sprach dz selb Jungfröwlin schon
warumb wilt uns ermörden
Gott wirts ungrochen nit lon.

Gott Gsägen dich mein Vatter
meim herzen dem gschicht wee
Unnd auch mein liebste schwester
ich gsich euch nimmehr mee.
Innigklich weinnet die Jungfrouw fein
damit nam er ein mässer
stachs ir zür kälen ein.

Also müßt sie auch enden
dschlüssel nam er mit gwalt
Er sücht an allen enden
acht becher fand er bald.
Fünff kronen hat er auch genon
darnach wolt ers verbrennen
zwen strowseck zündt er an.

Inn dem gieng er von dennen
mit dem das er hat gnon
Vermeint das hauß wurd brennen
so wißte niemandt wers het thon.
Aber Gott was vor dem unfall
gar bald ward er gefangen
im dorff heißt Hagenthal.

Darmit mach ich ein ende
der erschröcklichen gschicht
Am ein un zwenzigsten Hornunge
stalt man in für Gericht.
Der that er da bekanntlich was
ja wer das hat gesehen
der wirt mit glauben das.

Den Henckher hat man gheissen
so bald man durtheyl gsprach
Er solt in hinauß schlieffen
wie bald das selbig gschach.
Er wz erkennt wol zü dem rad
auff dbrechen thet er ihn legen
stieß im sein glider ab.

Ein galgen macht er auffs rade
da ran er in hat ghenckt
Als er noch sein leben hate
mit facklen er in bsängt.
Hiemit leyd er groß not und quel
Gott wölle sein genädig
der seinen armen seel.

Deßhalb lobt man die Oberkeit
beyde weib unnd auch man
Groß lob und ehr man inen seit
das bald hand zür sach gethan.
Des wirt sie Gott geniessen lon
hie im zeytlichen leben
und dört inn Himmels thron.

Wir wöllen treüwlich bitten
für unsere Oberkeit
Nach Christenlichem sitten
umb frid und einigkeit.
Das geb uns der Herr Jesus Christ
der aller Gottes kinder
ein Herr des fridens ist.

Jetzund will ich beschliessen
allhie das mein gedicht
Niemandt laß sichs verdriessen
des ir sind hie bericht.
Zü lob und ehr hab ich es than
hie disem frommen alten
der was win biderman.

Der das Lied hat bedachte
von erst gesungen hat
Das hat ein Burger gmachte
zü Basel inn der Statt
Wolffgang Meyer ist ers genannt
Gott verleyh mir sein gnade
auch Burgern allensampt.

Schenckts seinen Herrn güte
wol in das Regiment
O Gott halt uns in büte
verleyh uns ein säligs end.
Sölchs gib unns Herr Gott zü gleich
wär das begert sprech Amen
jetzt immer und Ewigklich. Amen.

O Herr Gott gib uns dein gnad
Behüt uns vor sünd und schad.

Composer of Ballad

Wolfgang Meyer

Crime(s)

murder

Gender

Printing Location

This edition: Basel: Samuel Apiario, 1569
another edition printed in Augsburg, 1566
Dresden, 1566

Tune Data

3 surviving editions:
Köndt ich von herzen singen / &c.
Ich stünd an einem Morgen / &c.
Das frëwlin auß Brytanien.

Wiltenburg: 'all songs of lovers suffering separation, death, or rape, all songs that emphasize a suffering woman.' see Wiltenburg, Crime and Culture, pp 73-80.

The Augsburg edition of 1566 specifies 'Es wohnet Lieb bey Lieve' the tune of a popular tragic song in which lovers commit suicide after a failed rendezvous, see Böhme, Altdetusches Liederburch, 74-78, 346-47, 465.

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